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Sorge für die Seele

Wir machen immer wieder die Erfahrung, dass bei allen Diagnosen, Behandlungen, palliativer Schmerztherapie, Symptomkontrolle und pflegerischen Maßnahmen die existentielle Innenseite des Menschen im höchsten Maß in Mitleidenschaft gezogen wird. Menschen brauchen dann nicht nur „Seelsorge“ im spezifischen, sondern „Sorge für die Seele“ im weitesten Sinn. 

Im Mittelpunkt der seelsorgerlichen/spirituellen Arbeit steht der einzelne Mensch, unabhängig von seiner religiösen Ausrichtung, konfessionellen Bindung oder kulturell geprägter Weltanschauung. Gerade in Krisensituationen kommen häufig Fragen nach dem Sinn des Lebens und des Leidens auf.  Ich sehe meine Aufgabe der seelsorgerlichen Begleitung darin, der inneren Gestimmtheit eines Patienten Bedeutung zu geben. Als erstes geht es um Zuwendung, Respekt, Fürsorge, Mitgefühl, Empathie und sich Einlas-sen auf die innere Gestimmtheit eines Patienten. Es geht darum, der Begegnung mit dem Patienten eine Bedeutsamkeit zu geben. Denn Begegnung zwischen Menschen ist immer mehr als Informationsaustausch, Verabreichung von Medikamenten oder eine sachkundige Pflegemaßnahme. In jeder Begegnung zeigt sich – nonverbal, seltener auch in Worten – wovon Menschen leben, was sie trägt, was sie fürchten und hoffen.

Ich erinnere mich an eine Patientin, die davon schwärmte, mit ihrem Lebensgefährten noch einmal eine Reise zu unternehmen. Wir sprachen über ihr Reiseziel und wir beide kamen ins Schwärmen, und sie freute sich umso mehr auf diese Reise. Wir verabschiedeten uns herzlich. Erst als ich vor der Tür des Krankenzimmers stand, ahnte ich die Bedeutung der Reisplanung dieser Patientin. In der Tat war es das letzte Gespräch, das ich mit ihr führte. Wenn ich diese Frau nach ihrem Glauben, nach ihrer Vorstellung von Himmel und Paradies gefragt hätte, hätte sie mich nur mit Fragezeichen in ihren Augen angeschaut. Sie brauchte mir vom Paradies nichts erzählen, sie zeigte mir ihr Paradies! Und da ich Zeuge ihrer inneren Gestimmtheit, ihres Geheimnisses des Lebens sein durfte, gewann es an Bedeutung für sie.  So wurde unsere Begegnung zur Stützfunktion bei der Bewältigung von Sterben und Tod.
In der letzten Lebensphase suchen Patienten Hände, die sie stützen, Menschen, die sie in der Not und der Angst nicht allein lassen. Mir bleibt als seelsorgerlicher Begleiter nur die Rolle, sich in diese Menschen ein wenig einzufühlen. Einfach nur da sein, zuhören und hinhören. Ich bleibe in Kontakt mit den sterbenden Patienten bis zum Schluss.  Ich halte die Hand, wenn niemand da sein sollte. So im Kontakt mit den Patientinnen und Patienten lerne 
ich welche Bedeutung das Sterben im Leben hat.


PRESSEKONTAKT

Silvia Kerst 
Leitung Marketing/Kommunikation
Telefon: 0541- 405-5100 
Mobil:   0176 103 601 26 
E-Mail: silvia.kerst@klinikum-os.de 

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