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Klinikums-Arzt warnt: Frühe Spezialisierung im Sport steigert Verletzungsrisiko für Kinder und Jugendliche

Prof. Dr. Martin Engelhardt

Von wegen – immer höher, schneller und weiter gleich mit Kindern und Jugendlichen. Wenn sich junge Menschen zu früh auf eine Sportart fokussieren und einseitig oder zu hart dafür trainieren, steigt das Verletzungsrisiko und es birgt die Gefahr, dass sie Überlastungsschäden davontragen und es ihrer weiteren Sportlaufbahn ein Ende setzt. Darauf hat jetzt der Orthopäde und bekannte Sportmediziner Prof. Dr. Martin Engelhardt vom Klinikum Osnabrück in einem Aufsatz in der medizinischen Fachzeitschrift „Sport-Orthopädie – Sport-Traumatologie“ hingewiesen. 

Engelhardt legt dar, dass das Verletzungsrisiko für Kinder und Jugendliche beim Sport deutlich sinkt, wenn Training mit ihnen maßvoll gestaltet wird und es immer auch Übungen umfasst, die der allgemeinen körperlichen Leistungsfähigkeit dienlich sind. Schöner Nebeneffekt: Durch solche Übungen steigen alle Leistungsparameter an. 

Um die Gefahr schwerer Sportverletzungen zu senken, empfiehlt Engelhardt das Konzept des „Bio-Bandings“, bei dem Kinder und Jugendliche im Training und in Wettkämpfen nicht streng nach Jahrgängen, sondern nach ihrem „biologischen Alter“ eingeteilt werden, das ihren Entwicklungsstand berücksichtigt und die Intensität begrenzt. Wie der Arzt beschreibt, wird beispielsweise in Norwegen beim organisierten Sport mit Kindern und Jugendlichen deutlich mehr Wert auf Variation und Motivation als auf frühe Spezialisierung gelegt. Dort sei die Teilnahme an Sportwettkämpfen nach Altersstufen reguliert. 

Engelhardt, der unter anderem Vorstandsvorsitzender der Wissenschaftsinstitute des Deutschen Sports ist, geht in seinem Aufsatz von der deutlichen Zunahme an Sportverletzungen bei Kindern und Jugendlichen in den vergangenen 20 Jahren aus. Er legt dar, dass besonders viele dieser Verletzungen auf Überlastung zurückgehen, wobei vielfach der Grund ist, dass sportliche Aktivitäten zu intensiv oder falsch ausgeübt werden. Zu den wichtigsten Risikofaktoren für Sportverletzungen von Kindern und Jugendlichen gehören danach neben Wachstumsphasen und Geschlecht besonders auch Trainingsfehler und Wettkampforientierung beim Sport sowie eine zu frühe Spezialisierung, spezielle Sportarten und weitere Ursachen wie Vorverletzungen oder Überforderung. 

Wie Engelhardt beschreibt, fehlt es beim Training von Kindern und Jugendlichen häufig an Übungen zur Verletzungsprävention oder sie werden falsch ausgeführt. Aber gerade einem adäquaten Präventionstraining komme ebenso wie maßvollen Sporteinheiten eine große Bedeutung bei, schwere Verletzungen und deren Spätfolgen vermeiden, so der Arzt. Die beste Wirkung zum Schutz vor Verletzungen lasse sich erzielen, wenn Training mit Kindern und Jugendlichen so gestaltet werde, dass es umfassend zur Verbesserung von körperlichen Fähigkeiten wie Kraft, Stabilität, Beweglichkeit, Gleichgewicht dient und am besten auch das Fitnessniveau und weitere individuelle Faktoren berücksichtigt. 

Als besonders wirkungsvoll hat sich laut Engelhardt das Kinder-„Aufwärm“-Programm „FIFA 11+“ erwiesen, das auch vom Deutschen Fußball Bund (DFB) empfohlen wird. Es sieht 15- bis 20-minütige Übungseinheiten zum Warmmachen vor dem Training vor. Wie Engelhardt schreibt, senkt es die Gefahr von schweren Verletzungen an Knie, Hüfte und Sprunggelenk um 50 Prozent und trägt gleichzeitig zu einer signifikanten Verbesserung der physischen Leistungsfähigkeit der Kinder bei. Wie Untersuchungen ergeben haben, verbesserten sich ihre Fähigkeiten durch das Training in fast allen Bereichen zusätzlich.

Engelhardt legt weiter dar, dass es in vielen Sportarten möglich ist, das Verletzungsrisiko zu senken, wenn beim Training auf besonders belastende Übungen verzichtet und mehr auf das Erlernen von korrekten Techniken geachtet wird. Ebenso wichtig seien Schutzausrüstungen wie spezielle Sprunggelenksorthesen. Auch durch das Anpassen von Ballgrößen und Ballgewicht an das Entwicklungsalter und den Leistungsstand von Kindern ließen sich Verletzungen vermeiden. 

Nach Meinung von Engelhardt wäre es wünschenswert, präventive Übungsprogramme und spezielle altersgerechte Trainingskonzepte zur Vermeidung von Sportverletzungen für Kinder und Jugendliche fest im Schulsport ebenso wie in Vereinen und im Leistungssport zu verankern. Trainer, Sportlehrer und Betreuer müssten entsprechend geschult und Eltern mehr auf das Thema aufmerksam gemacht werden. Auch müsste die sportmedizinische Trainings- und Wettkampfbetreuung von Kindern und Jugendlichen verbessert werden. Er wünscht sich, dass sich Sportärzte auf allen Ebenen von den Schulen über die Vereine bis in die Verbände und bei Eltern dafür einsetzen, dass altersgerechte Belastungsbegrenzungen im Sport eingeführt werden und mit der frühen Anwendung von Präventionsübungen dafür gesorgt wird, dass Sport „gesund“ für Kinder und Jugendliche bleibt.

 


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