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Erste Epilepsieberatungsstelle in Niedersachsen am Klinikum Osnabrück gestartet

„Kick Off“ der Epilepsieberatungsstelle im Klinikum Osnabrück: Neurologie-Chefarzt PD Dr. Christoph Kellinghaus und die Epilepsiefachberaterinnen (v.l.) Helene Adler, Katrin Opitz, Elke Rickling (sowie Angelika Wiemeler Struck, nicht auf dem Foto) bilden das Team. Fotograf: Jens Lintel

Osnabrück, 12.10.2023. Wie dringend der Bedarf ist, wurde gleich beim „Kick Off“ der neuen Epilepsieberatungsstelle (EBOS) im Klinikum Osnabrück deutlich. Als Ingrid Coban, die Leiterin der Sozialtherapeutischen Dienste des Epilepsiezentrums Bethel, den Fall eines 20 Jahre alten Erkrankten schilderte, den die Berater in Bielefeld auf dem Weg in eine Berufsausbildung unterstützt hatten, meldete sich eine junge Frau zu Wort, die wissen wollte, wie sie in Osnabrück an solche Hilfe gelangen könnte. Sie hatte dann gleich nach der Einführungsveranstaltung die Gelegenheit, sich an das EBOS-Team zu wenden.

Mit der neuen Beratungsstelle, die in einer Kooperation mit dem Landesverband Niedersachsen der Deutschen Epilepsievereinigung realisiert wurde, hält das Klinikum Osnabrück das erste derartige Hilfsangebot für Epilepsieerkrankte und ihre Angehörigen in Niedersachsen vor, das ständig in Anspruch genommen werden kann. Sonst gibt es sie nur bei stationären Behandlungen im Krankenhaus. Obwohl die chronische neurologische Erkrankung viele Menschen betrifft (ca. 1 Prozent der Bevölkerung) und sie für die Betroffenen vielfach mit beruflichen Einschränkungen oder sogar einer Schwerbehinderung verbunden sein kann, gibt es bisher nur in Bayern ein flächendeckendes Netz solcher Beratungsstellen. In den meisten Bundesländern lassen sie sich an einer Hand abzählen – so besteht in NRW beispielsweise nur eine ausschließlich für junge Erkrankte und Niedersachsen war, nachdem eine Beratung in Hannover vor etwa zehn Jahren wieder aufgegeben wurde, zuletzt ein weißer Fleck auf der Landkarte.

Coban zeigte bei der Startveranstaltung eine Karte mit dem dünnen Netz der bestehenden Beratungsstellen, auf der sie Osnabrück als neuen Standort in Niedersachsen (und einen der wenigen in Norddeutschland überhaupt) einblendete – extra in roter Hervorhebung. „Mein Vortrag ist ein vehementes Plädoyer für Epilepsieberatungsstellen“, sagte Coban. „Und ich freue mich sehr darüber, dass Osnabrück jetzt mit einem solchen Angebot dabei ist.“ Auch Marita Gude, die Vorsitzende des Landesverbands Niedersachsen der Deutschen Epilepsievereinigung, drückte bei dem „Kick Off“ große Freude über den Start der EBOS aus. „Wir sind sehr dankbar, dass das Klinikum diese Aufgabe übernommen hat“, sagte Gude. „Für Epilepsieerkrankte ist es besonders wichtig, dass sie gut beraten werden.“

Wie sie berichtete, hatte sich der Landesverband jahrelang für die Einrichtung einer neuen Beratungsstelle engagiert. Es seien umfassende fachliche Kompetenzen erforderlich, um die bei Epilepsien auftauchenden medizinischen, sozialrechtlichen und psychosozialen Fragen beantworten zu können, so dass es über die Möglichkeiten von Selbsthilfegruppen hinausgehe und geschulte Mitarbeiter mit den entsprechenden Kenntnissen erforderlich seien. Es sei ideal, dass die Beratungsstelle nun an das Epilepsiezentrum Münster-Osnabrück am Klinikum angesiedelt worden sei, in dem neben dem (auch in dem Landesverband engagierten) Leiter, dem Neurologie-Chefarzt PD Dr. Christoph Kellinghaus, vier Epilepsiefachberaterinnen zum Team gehören, die sich in allen Bereichen gut auskennen.

Der Landesverband und das Klinikum mit seinem Förderverein halten die Beratungsstelle gemeinsam in einer besonderen Kooperation vor. Dabei stellt das Krankenhaus das Fachpersonal und sorgt für Räume, Telefon, Computer und alle weitere Infrastruktur, während die Selbsthilfevereinigung für die Personalkosten in der entstehenden Arbeitszeit aufkommt. Zum Team gehören der Epilepsiespezialist Kellinghaus sowie die Sozialpädagoginnen/-arbeiterinnen Elke Rickling und Angelika Wiemeler Struck, die MTA und EEG-Spezialistin Helene Adler und die Krankenschwester und Moses-Trainerin Katrin Opitz.

Die vier Fachberaterinnen gehören sonst zum Team des Epilepsiezentrums und sind u.a. mit der Beratung der Erkrankten befasst, die stationär behandelt werden. Wie sie schilderten, kommt es vielfach vor, dass bei Erkrankten erst nach der Entlassung oder mit einigem Zeitabstand noch Fragen aufkommen, die in einer fachärztlichen Behandlung oder anderen Sozialberatung nicht beantwortet werden können. „Es ist gut, dass wir dafür jetzt einen Rahmen gefunden haben“, freute sich Kellinghaus.

Wie er und Marita Gude vom Landesverband der Epilepsievereinigung schilderten, ist die Finanzierung der EBOS zunächst für zwei Jahre gesichert. Wunsch ist es, dass ähnlich wie bei der Psychosozialen Krebsberatung eine gesetzliche Grundlage geschaffen wird. „Wir wünschen den Klienten und dem Team gute Beratungsgespräche“, meinte Gude.

Wie die Geschäftsführer des Klinikums Osnabrück, Frans Blok und Rudolf Küster, betonen, sei die Entscheidung zur Epilepsieberatungsstelle ein bedeutender Meilenstein, die Lebensqualität von Menschen mit Epilepsie zu verbessern und ihnen die Unterstützung und Hilfe zu bieten, die sie benötigen. „Unsere Vision war es, einen Ort zu schaffen, an dem betroffene Patienten und Patientinnen sowie ihre Familien nicht nur medizinische Versorgung erhalten, sondern auch eine umfassende Unterstützung, die über die rein klinische Behandlung hinausgeht“, erklärt Frans Blok.

Rudolf Küster ergänzt: „Unser Ziel ist es, die Lebensqualität der Menschen mit Epilepsie zu steigern, indem wir ihnen Zugang zu Informationen, psychosozialer Unterstützung und einem Netzwerk von Fachleuten bieten. Wir möchten nicht nur die Herausforderungen angehen, die die Krankheit mit sich bringt, sondern auch das Bewusstsein in unserer Gemeinschaft schärfen.“

Die Beratung ist kostenlos, sie kann von Erkrankten, Angehörigen und Menschen aus dem Umfeld in Anspruch genommen werden, wobei alle Themen aus dem medizinischen, sozialrechtlichen und psychosozialen Bereich angesprochen werden können. Gespräche sind persönlich, am Telefon oder online möglich. Infos/Kontakt über Tel. 0541 4055410, per E-Mail über ebos@klinikum-os.de und www.klinikum-os.de/ebos.


PRESSEKONTAKT

Silvia Kerst 
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